
Der Spitz
Dieser Hund wird selbst von dem Laien nicht verkannt werden können, da er eine der wenigen Racen ist, welche ihre ursprünglichen Merkmale, trotz der grössten Vernachlässigung in der Zucht, bewahrt haben.
Früher war der Spitz ein sehr verbreiteter und allgemein beliebter Hund, und gab es ehemals wohl kein Bauerngehöft oder Lastfuhrwerk, welches nicht einen Spitz als Wächter aufzuweisen hatte. Doch die vorhin erwähnte Vernachlässigung in der Zucht resp. Verbastardirung haben sich bemerkbar gemacht, und ein wirklich guter, racereiner Spitz ist schwer aufzutreiben, und wo ein solcher auf Ausstellungen erscheint, ein vielbesuchtes und anziehendes Ausstellungsobjekt.
Der Spitz ist ein unermüdlicher Wächter und rastloser Controlleur des ihm unterstellten Hauses. Ohne sich auch im entferntesten Ruhe zu gönnen, fortwährend kläffend, durchsucht und durchstöbert er jeden Winkel, und seinen scharfen Augen bleibt nichts verborgen.
Seine arge Rauflust verschont nichts, und attaquirt muss alles werden, selbst die härteste Strafe kann ihn nicht davon abhalten. Dabei ist er feig und nimmt vor ihm überlegenen Gegnern Reissaus. Zu Kindern ist der Spitz nicht zu empfehlen, da er keine Neckereien verträgt und somit gefährlich wird; zanksüchtig, feig, eigensinnig und mürrisch sind seine hervorstechenden Eigenschaften.
Gegenwärtig unterscheidet man in Deutschland 4 Varietäten, und zwar weisse, schwarze, graue und den Zwergspitz, welch letzterer sich nur wegen der kleineren Figur unterscheidet.
Kopf:
mittelgroß, hinten am breitesten und verschmälert sich allmählig bis zur Nasenspitze. Im Ganzen erscheint der Kopf fuchsähnlich.
Schnauze:
spitz, Nasenrücken gerade und schmal, Nase klein und schwarz. Lippen straff.
Augen: mittelgross, dunkel und schräg gestellt.
Ohren:
klein, dreieckig zugespitzt, hoch angesetzt, aufrecht stehend und mit steifer Spitze.
Hals und Rumpf:
Hals mittellang, Rücken gerade, Brust tief, seitlich gewölbt, Bauch nach hinten mässig aufgezogen. Der reichen Behaarung wegen wird man die einzelnen Körpertheile nicht näher beurtheilen können.
Läufe:
mittellang, stämmig, und gerade, die hinteren im Sprunggelenk wenig gebogen.
Ruthe:
ziemlich lang, hoch angesetzt, fest auf den Rücken gebogen, seitlich geringelt.
Haar:
am Kopf, Ohren, an den Füssen, sowie an der Innen- wie Aussenseite der Vorder- und Hinterläufe, kurz, weich und dicht. Der übrige Körper lang und weich behaart. Besonders langes und gerade abstehendes Haar an Hals, Brust und Schultern. An den Vorderläufen, vom Ellenbogen bis zum Fussgelenk, stark nach unten allmählich verlaufende Feder; dieselbe reicht an den Hinterläufen nur bis zum Sprunggelenk. Ruthe reich behaart.
Farbe:
rein weiss und rein schwarz, ohne jedes Abzeichen, und wolfsgrau mit helleren Abzeichen, ähnlich wie beim Dachshunde.
Aus dem Buch Kynos: Handbuch zur Beurtheilung der Racen-Reinheit des Hundes ; Angabe der bekanntesten Züchter, Capitel über Aufzucht, Pflege und die am meisten vorkommenden Krankheiten des Hundes ; fünfunddreissig Tafeln mit 70 Abbildungen



Quellenangabe:
KYNOS. Handbuch zur Beurteilung der Racen-Reinheit des Hundes
Jean Bungartz (Thiermaler und Präses des Hamburger Vereins zur Förderung reiner Hunde-Racen.)
Stuttgart, VERLAG von PAUL NEFF, 1884
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