Der Spitz im Kinderbuch: Hunde, meine Freunde (1966)

Alles wegen Teddy – eine herzerwärmende Kindergeschichte über einen Spitz

Der Spitz ist seit Jahrhunderten als treuer Begleiter und wachsamer Familienhund bekannt. Mit seinem lebhaften Wesen, seiner Intelligenz und seiner anhänglichen Art hat er schon viele Herzen erobert – so auch das des kleinen Klaus Birkner. In der Geschichte Alles wegen Teddy steht ein junger Spitzwelpe im Mittelpunkt, der nicht nur zum besten Freund eines zehnjährigen Jungen wird, sondern auch das Leben auf einem Schleppkahn bereichert, als Barkenspitz. Teddy, so heißt der neugierige und mutige Hund, zeigt, wie ein Spitz durch seine Wachsamkeit, seinen Charme und seine Lebensfreude die ganze Familie für sich gewinnen kann. Diese Erzählung verbindet die besonderen Eigenschaften des Spitzes – seine Treue, seine Schutzinstinkte und seine verspielte Seite – mit einem warmherzigen Einblick in das Leben einer Schifferfamilie.

Alles wegen Teddy

Der Nikolaustag nahte. Die meisten Kinder schrieben einen Wunschzettel für Weihnachten. Aber Klaus Birkner, der zehnjährige Sohn eines Schiffers, hatte sich etwas anderes ausgedacht. In der Zeichenstunde zeichnete er seinen Herzenswunsch fein säuberlich aufs Papier.
Mit leuchtenden Augen betrachtete er noch einmal seine Zeichnung, dann gab er sie dem Lehrer ab. „Hättest mich doch mal sehen lassen können!“ murrte sein Nebenmann. Aber Herr Berger hielt das Blatt schon in den Händen und sah sich alles sehr genau an.
„Hast du wirklich sehr gut gemacht, Klaus“, lobte er. Dann schrieb er eine Zwei unten auf das Blatt, notierte sie in seinem Buch und gab Klaus die Zeichnung zurück.
Als Vater Birkner abends diesen eigenartigen Wunschzettel sah, lächelte er. „Klaus“, sagte er, „da hast du einen Prachtspitz gezeichnet, alle Achtung! Nun kommt es nur noch darauf an, wie sich der Weihnachtsmann dazu stellen wird.“

Klaus strahlte übers ganze Gesicht, aber er sagte nichts. Er ging bald zu Bett. Dann saßsen seine Eltern noch lange in dem kleinen Zimmer des Schleppkahns beisammen. Es war ein Elbkahn, der bis Jahresanfang im Hafen lag.
„Weißt du“, sagte Frau Birkner zu ihrem Mann, „es ist Klaus wirklich ernst mit seinem Wunsch. Aber was sagt Oma dazu? Die will doch keinen Hund.“
„Haben wir denn überhaupt soviel Geld übrig, daß wir einen Spitz bezahlen können?“
„Na, so hundertsechzig Mark genügen wohl.“
„Keine Kleinigkeit! Aber sag mal, warum ist denn deine Mutter so gegen einen Hund? Wir könnten auf unserem Kahn ganz gut einen Wächter gebrauchen.“
„Natürlich, ein Hund ist ein Schutz für uns Frauen, wenn du mal nicht an Bord bist. Und wenn wir im Hafen liegen, mufs man abends im Dunkeln mit unerwünschtem Besuch schon rechnen.“
„Bin der gleichen Meinung. Wollen uns die Sache mal überlegen. Und mit der Oma, naja, da werden wir schon einen Weg finden.“

Herrn Birkners Schwiegermutter war eine rechtschaffene, sparsame Frau. Als sie von dem Kauf eines Hundes hörte, meinte sie zu ihrer Tochter: „Bringt euer Geld auf die Sparkasse. Aber ein Hund?“
Aber Mutter, es ist doch der Herzenswunsch von Klaus! Und du weißt auch, es sind nicht die schlechtesten Kinder, die tierlieb sind!“
Darauf wußte die Oma nichts einzuwenden. Opa war nämlich auch ein großer Tiernarr gewesen.
Herr Birkner war inzwischen bei dem Leiter des Tierschutzvereins gewesen und hatte sich nach einem Spitz erkundigt. Nein, einen Spitz hatte er nicht, dagegen war ihm ein Züchter bekannt. Der hatte einen Welpen zu verkaufen. Welpe nennt man einen Hundesäugling.
„Hundertzwanzig Mark soll er kosten“, berichtete Herr Birkner nachher seiner Frau. „Ich habe das Tierchen schon gesehen. Ich sage dir: ein Prachtstück von einem Spitz! Acht Monate alt, und ganz blanke Augen. Wenn er das rosige Züngelchen rausstreckt und seine weißen Zähnchen zeigt, dann muß man ihn einfach gernhaben!“
„Na, was wird die Oma dazu sagen?“
„Ach was, von Kaufen weil sie gar nichts! Ich hab‘ das Spitzchen bereits gekauft. Aber ich hab‘ den Mann gebeten, ihn zum Schein dem Tierschutzverein zu schenken. Und da holt Klaus ihn sich dann Weihnachten ab. Gut, was? Sieht aus wie geschenkt!“
Am Weihnachtsnachmittag holte Klaus den kleinen Rüden ab. Und der Leiter des Tierschutzvereins gab ihm noch allerlei Ratschläge, wie er das Tierchen behandeln sollte. Teddy hatte es sehr eilig, denn Spitzchen lieben Sonne und Licht, frische Luft und Abenteuer.

Nachher am Hafen lief er, ohne sich zu sträuben, über die Anlegeplanke auf den Elbkahn, der ihm nun zur Heimat wurde.
„Mutti, Vati! Teddy ist da!“ rief Klaus schon von weitem. „Und denkt mal, ich hab‘ ihn geschenkt bekommen, aber nur unter der einen Bedingung, dafs wir ihn gut behandeln.“ Klaus war außer sich vor Freude, und er sprudelte alles nur so heraus. So laut, dafs es auch Oma hören konnte. Sie hörte es wirklich und war nicht unzufrieden. Alle Birkners waren von dem kleinen Teddy begeistert. Immer wieder nannten sie ihn beim Namen, streichelten ihn und konnten sich gar nicht an dem freundlichen Kerlchen sattsehen.
Teddy zeigte sich von seiner besten Seite, so wie ein Kind, das sich in eine Familie einschmeicheln will. Er lernte sogar im Handumdrehen Pfötchengeben.

Dann mahnte Herr Birkner: „So, Kinder, nun gebt unserem Neuling erst einmal etwas Ordentliches zu fressen. Von freundlichen Worten allein kann er nicht auf den Beinen stehen und auch nicht mit dem Ringelschwänzchen wackeln. Fleisch und Kalbsknöchelchen muß er haben, dann wird er ein richtiger Hund!“
„Da hat Vati aber auch recht!“ Frau Birkner lachte und holte in einem sauberen Napf herbei, was sie vorsorglich vom Mittagessen übriggelassen hatte. Dick gekochter Reis mit Fleisch und Knöchelchen war es, und Klaus stellte ein Schälchen Milch daneben.
Teddy hatte sofort begriffen, daß es ihm galt. Kaum standen die Näpfe am Boden, da fuhr er mit dem schwarzen Näschen hinein.
Ungestüm fuhr er im Reis umher, um zuerst die Fleischbrocken zu ergattern. Dabei schob sich der Napf unter den Rand des Ofens. Schnell sprang Klaus hin und wollte den Napf festhalten. Da fuhr Spitzchen auf ihn los, zeigte die Zähnchen und knurrte. Er meinte, Klaus wolle ihm das Fressen wegnehmen.
Erschreckt fuhr Klaus zurück, er war enttäuscht, daß sein Teddy so etwas tat.
Herr Birkner lachte. „Mach dir nichts draus. Es wäre schade, wenn Teddy anders handelte. Ein echter Hund läßt sich nun einmal nichts wegnehmen.“
„Ja, das muß man dem Kerlchen lassen“, meinte Frau Birkner, „zimperlich ist er nicht.“
Da lachte Klaus. „Na, die Hauptsache ist, wir können uns auf Teddy verlassen!“ Dann zeigte er dem Hündchen seinen künftigen Ruheplatz in der Küche. Es war eine Schaumgummimatte mit einer sauberen Decke darauf.

Ohne viel zu sagen hatte sich die Mutter von Frau Birkner Teddys Einzug angesehen. Und sie fand den kleinen Spitz ausnehmend hübsch. Teddy wurde ihr Liebling. Sie kaufte für ihn nicht nur Fleischabfälle, Hundekuchen und ein Fläschchen Lebertran, sondern auch Kamm und Bürste, damit „das liebe Tierchen“ gepflegt werden könnte. Das schöne weiße Haar sollte seidig glänzen. Wenn Teddy Auslauf auf dem Kahn hatte, dann kam er zu ihr und wurde von ihr verwöhnt. Allmählich gewöhnte sich der Schlaumeier daran, Oma und er wurden heimliche Freunde.

Der Spitz Teddy am Bug des Schiffes, Federzeichnung
Teddy am Bug

Vorn auf dem Kahn – am Bug, wie die Schiffer sagen – war meistens Teddys Platz. Hier konnte er die Wasserfläche am leichtesten überblicken und seine Neugier befriedigen. Überall, wo es etwas Neues gab, mußte er dabei sein. Er steckte sein schwarzes Näschen sozusagen in alles, was auf dem Kahn und dessen Umgebung vor sich ging. Teddy war eben ein gesunder wachsamer Schifferhund geworden.
Er machte die schönen Fahrten mit im Frühjahr an den grünen Ufern des Rheins und des Mains, ebenso im Herbst, wenn es rotbraun von den Uferhängen leuchtet. Auch an den Ufern der Elb- und Wesermarschen war er zu Hause, dort wo die schwarzbunten Rinder weideten, die er gar zu gern einmal gejagt hätte. Und im Winter, wenn der Kahn im Schlepp bergauf fuhr, fürchtete er sich kein bisschen vor den rauschenden Eisschollen, die gegen den eisernen Bug des Kahns donnerten. All dies gehörte so sehr zum Leben des kleinen Teddy, daß er es gewiß nicht in einer stillen Stube ausgehalten hätte.

Niemals war es für den rastlosen Spitz langweilig. Er half sogar Frauchen beim Wäscheaufhängen, indem er die heruntergefallenen Klammern rasch aufhob. Und wenn Oma strickte, dann saß er aufmerksam daneben.
Der beste Spielkamerad für ihn war Klaus. Der führte ihn auch oft an Land, wo es sich weiter laufen ließ als auf den Planken des Schleppkahns. Und wie schön für Teddy, wenn er an Land seinesgleichen antraf! Dann konnte er raufen und spielen, wie er Lust hatte.
Die gute Pflege hatte Teddy stark und selbstsicher gemacht. Er herrschte auf dem Kahn, und wehe, wenn ein Fremder an Bord kam, ohne sich mit Teddy gut zu stellen! Und wenn im Hafen Fracht übergenommen oder ausgeladen wurde, dann mußte der streitsüchtige Teddy an die Leine genommen werden. Sonst wäre er jedem Arbeiter an die Hosen gefahren.

Eines Abends im November war Teddy aus der Küche entwischt. Er machte einen Spaziergang nach dem Achterdeck des Kahns, da hörte er schleichende Schritte auf dem Landesteg. Sofort lief der Spitz dorthin. Da entdeckte er einen Fremden, der gerade Herrn Birkners Fahrrad an sich nahm und verschwinden wollte. Da zeigte Teddy aber, was er konnte! Laut bellend stürzte er sich unverzüglich auf den Dieb.
Was, dachte der, du kleiner Kläffer, mit dir werde ich doch noch fertig! Er trat nach Teddy, der ihm immer wieder an die Beine fuhr, ließ aber das Rad nicht los, sondern wollte damit flüchten. Teddy wurde wütender und griff ihn noch heftiger an. Und siehe da der Dieb verfehlte den Landesteg und sauste kopfüber, ohne das Fahrrad, ins Wasser. Jämmerlich schrie er um Hilfe. Teddy aber bellte so viel und so laut er konnte.
Von diesem Lärm wurde Herr Birkner herbeigerufen. Er warf sofort dem Dieb, der nicht schwimmen konnte, einen Rettungsring zu. Dann nahm er das auf dem Steg liegende Rad und brachte es wieder an Bord. Er half dem Dieb, an Land zu kommen, und übergab ihn der Polizei. Dann erst fand er endlich Zeit, sich bei Teddy zu bedanken. Der wurde gelobt und gestreichelt und mit Leckerbissen bedankt.

Seit dieser Tat war Teddy vollends der Liebling der Oma geworden. Wehe dem, der den „guten Teddy“ auch nur schief ansah! Spitzchen durfte sich bei ihr alles erlauben. „Prinzchen“ nannte sie ihn, er sei der wahre Kapitän des Schiffes, weil alle anderen doch nur schliefen, wenn etwas passiere. Und als Frau Birkner das „Prinzchen“ einmal verhauen wollte, weil es in der Speisekammer genascht hatte, da nahm Oma ihren Liebling heftig in Schutz: Frau Birkner habe selbst schuld. Sie solle eben gut abschließen. Ein Hund nehme das Gute, wo er es erwischen könne. Und Prinzchen sei nun einmal ein wachsamer Hund.

Von da an durfte Teddy sogar auf Omas Sofa schlafen. Manchen süßen Keks bekam er zugesteckt und durfte mit einkaufen gehen. Dabei gab es dann manchmal Streit, weil „Prinzchen“ über den Weg oft anderer Meinung als Oma war und an der Leine zerrte.
Auch Frau Birkner war dem Spitz gut gesinnt, aber sie nahm es ihm sehr übel, wenn er wieder einmal genascht hatte. Gelegentlich steckte er das schwarze Näschen in den Milchtopf, oder er holte sich blitzschnell ein Stückchen Wurst vom Tisch. Dann drohte Frau Birkner ihm mit dem Finger und redete ihm freundlich ins Gewissen: „Du sollst doch nicht immer naschen! Und wenn ich dich noch einmal dabei erwische, dann gibt’s was!“

Meistens antwortete Spitzchen darauf nur mit einem fröhlichen „Hau hau“ und wackelte mit dem Schwänzchen dazu. Klang Frauchens Stimme jedoch weniger freundlich, dann klemmte er den Schwanz zwischen die Beine, senkte den Kopf und verschwand unter einem Stuhl.
Einmal wäre es ihm aber beinahe ganz übel ergangen. Das war kurz vor Weihnachten, als Frau Birkner gerade das Gebäck für die Festtage fertig hatte. Sie war stolz, weil ihr die Makronen und Pfeffernüsse so gut gelungen waren. Dann wurden sie in eine große Keksdose getan und ins unterste Fach des Büfetts gestellt. Da Frau Birkner es aber wieder einmal sehr eilig hatte, blieb die Tür einen kleinen Spalt offenstehen. Und diese Versäumnis wurde dem „armen“ Spitz zum Verhängnis.

Teddy hatte schon lange geschnuppert und war versessen darauf, endlich einmal die verlockenden Dinger zwischen die Zähne zu bekommen. Bald hatte er heraus, dals sie im Eßzimmer lagen, und nun lauerte er so lange, bis die Tür einen Spalt offenstand. Schon war er hinein geflitzt in das Zimmer mit dem köstlichen Duft. Dann rasch das lüsterne schwarze Näschen zwischen die Schranktür geschoben, weit aufgestoßen und mit der Pfote die Dose herausgekratzt!
Es wäre noch alles gutgegangen, aber die Dose brachte Teddy in Verlegenheit, weil sie beim Herauskollern aufsprang. Da lagen nun vor dem „Prinzchen“ die schönen braunen duftigen Pfeffernüsse und die leckeren Makrönchen ausgebreitet. Er brauchte sich nur zu bedienen, und das tat er dann auch nach Herzenslust.

Federzeichnung von einem Spitz der das Weihnachtsgebäck heimlich frisst.
Teddy beim Naschen der Makrönchen und Pfeffernüsse

O Schreck – er hörte Schritte draußen! Und da er sich seiner schlechten Tat durchaus bewußt war, versuchte er, durch den Türspalt in den Flur zu entwischen.
Doch da stand Klaus schon im Zimmer, er hatte die Tür rasch hinter sich zugezogen. Mit einem Blick erfaßte er, welch leckere Mahlzeit sein weißer Freund gehalten hatte. Er war sehr ärgerlich, doch sein erster Gedanke war: Schnell alles in Ordnung bringen, damit Mutter es nicht sieht! Er schämte sich für Teddy, räumte auf und stellte die Dose wieder an ihren Platz. Die Büfettür drückte er fest zu. Dann griff er sich Teddy und hielt ihm eine Strafpredigt:
„Du bist ein Rüpel, Teddy! Wie kannst du so etwas tun. Wenn Mutti dich erwischt, kriegst du Schläge. Ach was, du dummer Hund – Mutti verkauft dich! Ja, guck nur so treuherzig, das ist eine ganz böse Sache, und Mutti meint es ernst damit!“ Wahrscheinlich ging diese Nascherei Klaus viel näher als Teddy, denn ihm waren die Tränen nahe. „Komm, am besten verschwinden wir!“

Oma sah die beiden Unzertrennlichen über den Landungssteg gehen. Was haben die denn bei dem Wetter in der Stadt zu tun? dachte sie. Eine Viertelstunde später erfuhr sie von ihrer Tochter die Veranlassung dazu.
Sehr verärgert stand Frau Birkner vor ihrer Mutter und schimpfte. „Teddy hat schon wieder genascht, der Teppich vor dem Büfett war voller Krümel! Jetzt ist mir das aber über, jetzt wird dein Prinzchen verkauft! Schönes Prinzchen das!“
„Na na“, versuchte die Oma zu beruhigen, er ist nun mal ein unvernünftiges Tier. Da mußt du etwas Nachsicht haben. Ich habe dir immer gesagt, laß nicht alles herumliegen. Wahrscheinlich hast du die Büfettür nicht fest geschlossen.“
„Wart mal, ja, das könnte sein, denn ich weiß nicht, wo ich den Schlüssel hingelegt habe.“
„Na also, dann hast einzig und allein du die Schuld!“

Über diese Antwort war Frau Birkner natürlich wenig erfreut. Unmutig verließ sie die Stube. Der erste Zorn war vorbei, aber eine anständige Tracht Prügel hatte sie dem Spitz zugedacht.
Als Klaus abends mit seinem Teddy heimkehrte und mit einem Gesicht vor die Mutter trat, als ob nichts, gar nichts gewesen sei, geschah es. Wortlos nahm Frau Birkner den bereitliegenden Teppichklopfer zur Hand und machte einen Schritt auf Teddy zu. Der jaulte auf, bevor er einen Hieb bekommen hatte, und verschwand unter dem Küchentisch.
Frau Birkner wollte hinterher und schimpfte: „Warte, Bürschchen, dir will ich helfen, Weihnachtsgebäck zu naschen!“
Da sprang Klaus ein als Retter in höchster Not. Er log tapfer drauflos: „Mutti, ich bin’s gewesen! Die rochen so gut, du hast sie so gut gebacken, daß ich mich nicht beherrschen konnte! Und wenn nicht die Tür aufgewesen wäre…
Weiter kam Klaus nicht, dann empfing er den ganzen Segen, der Teddy zugedacht war, und noch ein wenig mehr. Noch schlimmer war, daß er kein Abendessen bekam, ins Bett gehen mußte und ihm angedroht wurde, er dürfe ein halbes Jahr lang nicht mehr ins Kino gehen.

Nach jedem Gewitter kommt der Sonnenschein. Und so erschien nachher die Großmutter heimlich an Klaus‘ Bett und brachte ihm Abendbrot. Die gute Frau meinte: „Du brauchtest aber auch nicht heimlich zu naschen, Klaus! Hättest du der Mutter was gesagt, dann hättest du gewiß auch schon vor Weihnachten was bekommen!“
„Das mußt du dem Teddy sagen, Oma!“
„Dem Teddy? Was hat …? Ach so, der hat…?“
„Ja, Oma, er hat! Ich habe ihn gerade dabei erwischt. Aber das konnte ich doch nicht Mutti gegenüber zugeben. Lieber nahm ich die Schuld auf mich. Oder möchtest du, daß Teddy verkauft wird?“
„Nein, Klaus, das möchte ich nicht. Aber daß du dem dummen Vieh so geholfen hast, das vergeß ich dir nicht. Gute Nacht mein Junge.“

Draußen auf dem Gang wischte sich Oma ein Tränchen aus den Augenwinkeln und nahm sich etwas Bestimmtes ganz fest vor.
Am Weihnachtsabend sahen sich die Eltern gegenseitig groß an. Nanu, dachten sie, wie kommt denn die sparsame Oma dazu, dem Klaus ein funkelnagelneves Fahrrad zu schenken?
Als Klaus dann die Oma fest in den Arm nahm, saß „Prinzchen“ Teddy vor den beiden und sah sie ganz groß aus seinen dunklen Äugelchen an. Ja, und dann kläffte er die beiden an.
Die Oma lachte und sagte zu ihm: „Sei du nur still, du schneeweißer Sünder! Du bist an allem schuld.“
Als dann die Eltern neugierig fragten, was für Schuld denn das arme Spitzchen habe, kam die ganze Pfefferkuchengeschichte heraus.
„Ihr seid allzusammen große Schwindler“, sagte da die Mutter, aber sie dachte an den Teppichklopfer und daß damit alle Schuld getilgt war.


Quellenangabe:

Hunde, meine Freunde. von Kurt Knaak, Göttingen 1966  🡭 *

Ein Kinderbuch für die jüngsten Leser. Es enthält drei Geschichten mit und über Hunde.

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