Schäferhund, Spitz, oder Hirtenhund, als der allgemeine Stammvater. Er ist an Leibesgestalt kleiner als der Baurenhund, das große Windspiel und die großen dänischen Hunde. Kopf und Schnauze sind dicker, als bei den Windspielen, und schwächer als bei den dänischen Hunden, vorzuglich aber gleichen sie dem Baurenhund. Die Ohren sind kurz und aufgerichtet. Der Schwanz krümmt sich zuweilen ein wenig oberwärts, hängt aber oft auch gerade herunter, unten ist er aber langhaarig. Den ganzen Leib bedeckt, blos die Schnauze ausgenommen, ein zottiges Haar, aber auch die äußern Seiten der Schenkel, die hintern Theile der Hinterfuße unter den Fersen sind damit nicht überkleidet. Sie haben gewöhnlich eine schwarze und braune Farbe, doch sind sie auch bunt melirt, auch weißlicht. Die Beine sind von mittelmäßiger Länge. In Ansehung der Große kommen sie dem Fuchs nahe.
Der spanische Schäferhund ist nicht allein stark, sondern auch sehr hurtig. Er wagt sich an den größten Wolf auf den pyrenäischen Gebirgen und würgt ihn. Man erzäht von ihnen, daß sie einem Menschen, welcher der Heerde entgegenkommt, nichts zu Leide thun, ihn aber desto eher anfallen, wenn er von hinten kommt, wenn nicht die gebietende Stimme des Schäfers ihn abruft.
Zusammenfassung:
Der damalige Hüte- und Schäferhund, zu dem auch der Spitz hier gezählt wurde, war maximal so groß wie ein Fuchs. Die typischen Merkmale wie die gekrümmte Rute, die aufgerichteten Ohren sind hier ebenso vorhanden.
Da der Text um ca. 1780 entstanden ist, erfolgte die Einordnung noch ohne das heutige, fein ausdifferenzierte Rassekonzept; sie bleibt deshalb relativ allgemein und beschreibt eher einen regionalen Landtyp („Landrasse“) als eine klar definierte Zuchtrasse.

Über den Autor
Johann Georg Friedrich Franz (1737 – 1789) war ein deutscher Mediziner und vielschichtiger Schriftsteller. Zunächst studierte er Theologie und Philosophie an der Universität Leipzig, wo er 1761 zum Dr. phil. promovierte, bevor er ab 1778 auch den akademischen Grad Dr. med. erwarb. 1781 berief ihn die Universität Leipzig zum außerordentlichen Professor der Medizin. Franz publizierte theologische, philosophische, medizinische und medizinhistorische Werke – darunter Texte über die Stadt Leipzig, Hundeerziehung, Physiognomik und auch Glossare zu Hippokrates. Am 12. Januar 1788 wurde er als „Panthemus III.“ in die Kaiserlich Leopoldinisch‑Carolinische Deutsche Akademie der Naturforscher (Leopoldina) aufgenommen. Seine Karriere vereinte akademische Medizin mit einem breit gefächerten literarischen Interesse – und machte ihn zu einem geachteten Gelehrten seiner Zeit. 1
Quellenangabe
Ausführliche Geschichte der Hunde: von ihrer Natur verschiedenen Arten Erziehung Abrichtung Krankheiten und mannigfaltigen pharmaceutischen Gebrauch, Johann Georg Friedrich Franz, Augsburg, 1781