
„Hör, Spitzchen, ich will dich was fragen;
du sollst mir ganz heimlich sagen,
wo hast du den schönen Knochen versteckt,
daß ihn kein böser Dieb entdeckt?“
„Nein, Möpschen, ich schweige lieber still;
der Dieb ists eben, ders wissen will.“
Das Möpschen hat gesucht und gerochen,
bis hinter dem Stall es fand den Knochen.
In seiner Schnauze hat es ihn schon,
da bekam es gar einen schlimmen Lohn;
Herr Spitz der faßt es so derb am Kragen,
da lief es davon mit Schreien und Klagen.
Wilhelm Hey


Über den Autor

Johann Wilhelm Hey
Johann Wilhelm Hey (1789-1854) war ein deutscher Dichter, dessen Schaffen die Kinderliteratur maßgeblich prägte. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Gotha studierte er Theologie in Jena und Göttingen. Er war zunächst als Hilfslehrer tätig, bevor er Pfarrer und später Hofprediger sowie Superintendent wurde. Hey erlangte weite Bekanntheit durch seine zunächst anonym erschienenen Fabeln und besonders durch seine Kindergedichte, die bis heute populär sind und oft gesungen werden. Seine Gedichte zeichnen sich durch einfache Sprache und kindgerechte Themen aus.
Quellenangaben:
Fünfzig Fabeln für Kinder (1920), Braunschweig, Hamburg, Georg Westermann Verlag