
Deutscher Tiermaler, Autor und Illustrator zahlreicher Tierbücher
Die heutige Kynologie profitiert maßgeblich von der systematischen Erfassung und Klassifikation verschiedener Hunderassen (Canis lupus familiaris). Diese wissenschaftliche Fundierung hat ihre Genese in den Bemühungen engagierter Experten des 19. Jahrhunderts, darunter Jean Bungartz. Als versierter Tiermaler, Autor und aktiver Züchter leistete Bungartz substanzielle Beiträge zur Etablierung eines fundierten Wissenskorpus über diverse Hunderassen. Darüber hinaus gilt er als eine Schlüsselfigur in der Entwicklung des frühen Rettungshundewesens und als Förderer der Reinzucht von Hunden. Innerhalb seines Gesamtwerks erfuhr der Spitz ebenso besondere wissenschaftliche und künstlerische Aufmerksamkeit.
Biographische Kontexte von Jean Bungartz
Jean Bungartz wurde am 24. März 1854 in Köln geboren. Er war der Sohn des Buchbinders Johann Bungartz und dessen Ehefrau Maria, geborene Bley. Im Jahr 1875 heiratete er Maria Burmehl. Seine frühen beruflichen Schritte führten ihn in den frühen 1880er Jahren nach Hamburg, wo er als Tiermaler und Redakteur tätig war. In dieser Zeit gründete er den bedeutenden „Hamburger Verein zur Förderung reiner Hunderassen„, ein Indikator für sein frühes Engagement für die Kynologie und die systematische Zucht.
Im April 1886 erfolgte ein Umzug mit seiner Familie nach Lechenich, einer Stadt in der Nähe von Erftstadt. Diese Phase erwies sich als besonders produktiv für Bungartz. Im Jahr 1893 initiierte er die Gründung des „Deutschen Vereins für Sanitätshunde„, dessen Leitung er bis 1909 innehatte. Diese Initiative legte den Grundstein für das heutige Rettungshundewesen. In seiner 1894 in Lechenich etablierten Dressur- und Zuchtanstalt bildete er Hunde speziell für den Einsatz im Sanitätsdienst aus und übergab diese dem Roten Kreuz. Die trainierten Hunde waren in der Lage, verwundete Personen in unwegsamem Gelände aufzuspüren. Seine Schriften „Der Kriegshund und seine Dressur“ und „Der Hund im Dienste des Rothen Kreuzes“ fanden bereits 1892 Beachtung in der renommierten „Illustrirten Zeitung“. Bemerkenswert ist auch seine detaillierte Zeichnung der Feierlichkeiten zur Einweihung der Lechenicher Synagoge im Jahr 1886, die ebenfalls in der Illustrirten Zeitung publiziert wurde.
Die Lechenicher Jahre waren durch eine hohe publizistische Aktivität gekennzeichnet. 1895 erschien sein reich illustriertes Werk über Nutzhühner, das detaillierte Beiträge zu verschiedenen Hühnerrassen enthielt. Darüber hinaus verfasste und illustrierte er Bücher über Tauben, Katzen, Kaninchen, Fische sowie über die Fauna des damaligen Deutsch-Südwestafrika (Namibia). Seine präzisen Tierzeichnungen erlangten internationale Anerkennung und etablierten ihn als bedeutenden Tiermaler.
Im Jahr 1903 zog Bungartz nach Oberdollendorf, um sich dort noch intensiver der Ausbildung von Hunden für den Sanitätsdienst zu widmen. Nachdem er seine aktive Tätigkeit aus gesundheitlichen Gründen im Jahr 1909 beenden musste, kehrte er nach Lechenich zurück. Dort übernahm er den Vorsitz des „Nutzgeflügelzucht-Vereins für Lechenich und Umgebung„. Bis 1913 lebte Jean Bungartz mit seiner Familie in Lechenich, bevor er schließlich nach München zog, wo er am 21. November 1934 verstarb. Sein kontinuierlicher Aufenthalt in verschiedenen wichtigen Zentren seiner Zeit, insbesondere Hamburg und München, förderte seine Vernetzung und trug maßgeblich zu seinem vielfältigen wissenschaftlichen und praktischen Wirken bei.
Biographische und wissenschaftliche Kontexte von Jean Bungartz
Jean Bungartz war also ein deutscher Illustrator und Publizist, dessen wissenschaftliches Interesse primär der Fauna domestica galt. Seine Reputation gründet sich auf detaillierten, naturalistischen Illustrationen von Haustieren sowie auf einer Vielzahl monographischer Werke, die sich mit der Biologie, Morphologie und dem Verhalten von Hunden, Katzen, Pferden und Geflügel auseinandersetzten. Bungartz verfolgte einen integrativen Ansatz, der sowohl die phänotypische Erscheinung als auch die ethologischen Charakteristika und den anthropogenen Nutzen der untersuchten Spezies und Rassen wissenschaftlich zu dokumentieren suchte.

Bungartz‘ Beitrag zur Kynologie: „Der Hund in seinen Haupt-Rassen“ (1884)
Ein fundamentales Werk für die frühe Kynologie stellt Bungartz‘ Publikation „Der Hund in seinen Haupt-Rassen“ (mit Ludwig Reichenbach, 1884) dar. Dieses Kompendium kann als eines der ersten umfassenden Referenzwerke zur systematischen Beschreibung und Klassifikation von Hunderassen betrachtet werden. Mit akribischer Detailgenauigkeit erfasste Bungartz die jeweiligen Rassen hinsichtlich ihrer mutmaßlichen Provenienz, distinktiven morphologischen Merkmale und spezifischen funktionalen Domänen. Seine Illustrationen stellen bis heute eine wertvolle historische Quelle für die Analyse der Evolution der Hundezucht dar.
Bezug zum Spitz bei Bungartz
Innerhalb der von Bungartz untersuchten Rassen erlangte der Spitz eine signifikante Position. In seiner Monographie von 1884 charakterisierte er den Spitz als einen „lebhaften, wachsamen Haus- und Hofhund“ und akzentuierte dessen kognitive Fähigkeiten, Loyalität und Integrität. Die deskriptive Analyse umfasste detaillierte Angaben zum Phänotypus, einschließlich des dichten, häufig weißen oder grauen Fells, der spitzen Schnauzenform und der charakteristischen erecten Ohren.

Darüber hinaus würdigte Bungartz den Spitz als potenziellen Familienhund, dessen Verhalten durch eine hohe Affinität zum Menschen und einen ausgeprägten Schutzinstinkt gekennzeichnet sei. Trotz seiner vergleichsweise geringen Körpergröße attestierte er der Varietät Mut, Ausdauer und eine ausgeprägte Territorialität. Insbesondere in ruralen Kontexten wurde der Spitz zu dieser Zeit als integraler Bestandteil der Hofhaltung betrachtet.
Implikationen und Relevanz des Bungartz’schen Werks
Das wissenschaftliche Werk von Jean Bungartz stellt einen substanziellen Beitrag zur frühen kynologischen Literatur dar. Seine Publikationen sind nicht nur von hohem künstlerischem Wert, sondern fungieren auch als primärhistorische Quellen für Kynologen, Historiker der Tierzucht und Liebhaber des Hundes. Seine Pionierarbeit im Bereich des Rettungshundewesens und sein Engagement für die Reinzucht unterstreichen seine Bedeutung weit über die reine Beschreibung von Hunderassen hinaus. Die wissenschaftliche Betrachtung des Spitzes durch Bungartz exemplifiziert seinen holistischen Ansatz in der Analyse canider Diversität, indem er Hunde nicht nur als Nutztiere, sondern auch als soziale Partner und Individuen mit spezifischen Persönlichkeitsmerkmalen erfasste.

In „Der Kriegshund und seine Dressur“ (1892) schrieb er über den Spitz:
Welche Rasse liefert den brauchbarsten Kriegshund.
„Dachshunde, Forterriers, die verschiedenen Pinscherrassen sind zu winzig um näher in Betracht zu kommen. Dasselbe gilt auch vom Spitzer.“
Kynologische Bücher von Jean Bungartz
- Illustriertes Muster-Hunde-Buch, 1890
- Der Luxushund, 1888
- Handbuch zur Beurtheilung der Racen-Reinheit des Hundes, 1884
- Die jagdbaren Thiere Europas und die zur Jagd gebräuchlichen Hunderacen, 1886
- Die Dressur des Polizeihundes, 6. Aufl., 1919
- Deutscher Hundesport, 1886
- Damen- und kleine Luxushunde, 2. Aufl., 1893
- Der Kriegshund und seine Dressur 1892
- Der Hund im Dienste des rothen Kreuzes, 1892

Quellenangaben
- Der Kriegshund und seine Dressur, Twietmeyer, Leipzig (1892) ↩︎
- Kynos: Handbuch zur Beurtheilung der Racen-Reinheit des Hundes (1884) ↩︎
- Illustrirtes Muster Hunde-Buch. Studien rassereiner Hunde. Blätter für Züchter, Liebhaber, Kynologische Vereine und Freunde des Hundes sowie Vorlagen für Schulzwecke etc. Nach prämierten Hunden gezeichnet. Verlag: Verlagsanstalt und Druckerei A.-G. (vorm. J.F. Richter), Hamburg, 1890 ↩︎
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