Das satirische Flugblatt „Neues Gekritzel über die alten Spitzel. Von einem ehrlichen Mops“ entstand im Revolutionsjahr 1848 in Österreich, einer Zeit tiefgreifender politischer Umbrüche und Freiheitsbestrebungen. In Tiergestalt kommentiert ein „ehrlicher Mops“ die gesellschaftlichen Verhältnisse und grenzt sich scharf gegen die „Spitzel“ ab – sinnbildlich für geheimpolizeiliche Zuträger und Denunzianten. Diese werden als niederträchtige, alles beschnüffelnde Kreaturen dargestellt, die Verrat üben, Gerüchte verbreiten und verschiedene gesellschaftliche Gruppen gegeneinander aufhetzen. Besonders ihre Präsenz an den Universitäten wird angeprangert, wo sie versuchten, Studenten zu provozieren und Unruhe zu stiften. Das Mopsgeschlecht hingegen reklamiert Ehrlichkeit für sich und warnt eindringlich vor der anhaltenden Gefahr durch Spitzel. Damit verbindet das Flugblatt humoristische Tierallegorie mit politischer Polemik und spiegelt die „antispitzelige“ Stimmung im revolutionären Österreich wider. Ähnlich wie wir es bei Cornelis de Gijselaar und seiner Rebellion in den Niederlanden finden.

Im Flugblatt steht:
Wundert Euch nicht, meine guten Leser! daß ein Mops auch schon anfängt, als Schriftsteller aufzutreten, denn die Literatur ist ja schon längst auf den Hund gekommen.
Ueberhaupt habe ich schon die Bemerkung gemacht, daß schon Viele von dem Thierreiche jetzt schreiben; fast alle Tage tritt ein anderer Esel als öffentlicher Schriftsteller auf; die Schlangen spielen in der politischen Welt eine bedeutende Rolle, denn sie halten es mit jeder Partei und im Herzen mit gar keiner und die Spaßen halten gar politische Versammlungen.
Warum sollte daher ich, der ich doch ein ehrlicher Mops bin, nicht auch schreiben dürfen?
Zwar werden mir Viele einwenden, daß es in jetztiger freier Zeit den Hunden durchaus nicht zukommt, zu schreiben, denn Hunde waren es eigentlich, die bis jetzt die Erlaubniß, frei zu schreiben, zurückgehalten, aber meine Werthen, das waren eine ganz andere Gattung von Hunden. Es war die gemeinste, niedrigste Race der ganzen Hundewelt. Wahrhaftig! wir ehrlichen Möpse schämten uns, neben diesen infamen Hunden, Hunde zu sein.
Am allermeisten Schande machten uns aber die verdammten Spitzl, sie beschnüffelten Alles, verriethen Alles und brachten die ganze Hundewelt in Verruf. Ich versichere Sie aber, meine werthen Leser! daß das ganze Mopsgeschlecht einen unauslöschlichen Haß gegen die nichtswürdigen Spitzl von jeher gehegt und zum Beweise, daß wir für diesen Auswurf des ganzen Hundegeschlechtes durchaus keine Sympathie haben, zeige ich hiermit der nicht hündischen Welt an, daß man sich noch immer sehr in Acht nehmen muß, denn die Spitzl sind noch immer nicht ausgerottet, sie laufen noch immer überall herum, sind in jeder Kneipe und in jeder Versammlung zu finden. Freilich braucht man sie nicht besonders zu fürchten, aber ich schwöre Euch, bei dem würdigen Mopsthum, daß Ihr Euch vor den verruchten Spitzlgeschlechte nicht genug in Acht nehmen könnt.
Sie bringen allerhand falsche Neuigkeiten unter die Leute, um sie nur recht rebellisch zu machen und es dann wieder beim Alten bleiben soll. Sie hetzen auf, das Volk über die Nationalgardisten, die Nationalgardisten wider die Bürger, die Bürger wider die Studenten u.s.w.
Sehet Ihr, meine werthen Leser! diese ehrlosen Geschöpfe wagen es gar, die heiligen Hallen der Universität, welcher man doch alle schon erlangten Freiheiten zu verdanken hat zu betreten. In der Universität schlichen sich diese Schufte ein und erregen dort die jungen Gemüther, aber! die braven Studenten wissen schon, was sie zu thun haben und überlegen Alles mit Ruhe und Besonnenheit. Nun schließe ich mit der warnenden Bitte, daß man, wo so ein elendes Geschöpf von Spitzl bemerkt wird, dasselbe gleich abschaffe, ohne Schonung und Mitleid, denn diese Kreaturen verdienen es.
An der Universität ist ein Steckbrief auf so einen Spitzl, der oft dahin kommt, angepickt. Wird er erwischt, so kommt er nicht wieder hin. Zuletzt zeige ich noch mit literarischer Bescheidenheit an, daß wenn die geschätzte Lesewelt meine Schrift freundlich aufnimmt, ich nächstens der Welt Mehres zum Besten gebe, ob es aber auch am Besten sein wird, kann ich nicht garantiren.

Quellenangabe:
Neues Gekritzel über die alten Spitzel: Von einem ehrlichen Mops. Flugschrift, undatiert: ca. 1848