Der Spitz.
(Haushund, Hofhund, Heidehund, Wolfshund, Pommer.)
Canis familiaris pomeranus. Gmelin Lin. 1. c. в.
Le Chien-loup. Buffon. des Quadr. V. p. 242. t. 29.
The Pomeranian Dog. Pennant.

Wenn man einen Stammvater der Hunde annehmen darf, so machen Einige diesen1, Andere dem vorhergehenden 2 dazu.
Der abgebildete Spitz ist sehr angenehm gezeichnet. Auch werden die ganz weißen mit etwas seidenartigen und lockigen Haaren geschäzt, Uebrigens hat man sie von allen Haaren und Farben, glatthärig, stachelhärig, am Kopf und den Unterfüßen bloß glatt, sonst zottigschwarz, braun, fuchsroth, aschgrau, und mit gemischten Farben gezeichnet. Sie sind außerordentlich wachsam, und daher die besten Hof- und Haushunde.
Der Haushund oder Spitz 3
Der Haushund oder Spitz (Heidehund, Pommer.4) Diesen oder den angegebener Schäferhund nimmt man gewohnlich für die Stammrace aller Hunde an. So viel ist gewiß, sie kommen dem Schakal am nächsten, der gewiß durch die leichte Zahmung, die er annimmt, wenn es keinen wilden Hund als Stammvater gibt, zur Entstehung dieser Art den ersten Ursprung gegeben hat. Der Haushund ist an Größe verschieden; doch übertrifft er allzeit einem Fuchs. Der Kopf ist lang; die Stirn platt; die Ohren sind klein und grade in die Höhe stehend; die Schnauze gestreckt, spitzg, nicht sehr gekrümmt; die Füße stark; der Schwanz aufgerichtet, vorwärts und zwar nach der linken Seite sehr krumm gebogen; die Haare gewöhnlich am Leibe kurz, am Bauche, an der Kehle, den Schenkeln und dem Schwanze lang.
Man hat das von folgende Hauptvarietaten:
a) Der kurzhaarige Spitz.
Er hat kurze steife Haare, einen etwas wolligen Schwanz, eine weiße Kehle, und ist gewohnlich gelbroth, braun oder schwarz von Farbe.
b) Der Fuchsspitz (Wißbader Spitz).
Man sagt er stamme vom Fuchs und der vorhergehenden Varietät ab. So viel ist gewiß, daß er dem Fuchs sehr ähnlich sieht, und daß man ihm die ordentliche Fuchsgestalt geben kann, wenn man ihm den zur Seite gekrümmten Schwanz gleich macht und die Ohren mit den Händen etwas vordrückt. Er hat einen runden Kopf, eine hohe Stirn, eine spitzige Schnauze und sehr lebhafte Augen; das Gesicht ist schwärzlich, und der übrige Körper fuchsroth, wollig und mit einzelnen Stachelhaaren besetzt. Er übertrifft kaum an Größe den Fuchs, ist aber etwas stärker und höher. Es ist ein seltner Lieblingshund. Man trifft thn aber selten als unverfälschte Varietät an und er wird theuer bezahlt. Schon an zweyen habe ich bemerkt, daß sich diese Art sehr ungern fortpflanzt. Einer meiner Freunde hat einen ausnehmend schönen, und ich habe auch eine hizige Betze5; allein die Begattung ist nicht fruchtbar.
c) Der Wolfshund (weißer Spitz).
In Rückssicht der Ohren und langen Haare gleicht er dem Wolf. Die Schnauze ist lang und spitzig; der Kopf überhaupt lang; der Körper und die Beine sind wohl proportionirt; der Schwanz lang und vorwärts gekrümmt; die Haare auf dem Kopf, an den Ohren und Füßen kurz, über den ganzen Leib und vorzuglich an dem Schwanze seidenartig. Er wird von mancherley Farbe angetroffen; die weißen aber sind die schönsten, aber auch jetzt die gewöhnlichsten, denn man sieht sie jetztin allen Dörfern, wenigstens in Thüringen, als Liebslingshunde der Bauern. Ihre Wachsamkeit empfiehlt sie noch besonders.

Über den Autor
Johann Matthäus Bechstein (1757–1822) war ein bedeutender deutscher Naturforscher, Forstwissenschaftler und Ornithologe. Er veröffentlichte zahlreiche naturhistorische Werke, darunter die vierbändige Gemeinnützige Naturgeschichte Deutschlands (1789–1809) und die Naturgeschichte der Stubenvögel (1795), die für die Tierkunde des 18. Jahrhunderts richtungsweisend waren. Mit der Schrift Getreue Abbildungen naturhistorischer Gegenstände trug er zur systematischen Darstellung und Illustration einheimischer Tierarten bei. Bechstein beschrieb nicht nur Vögel und Wildtiere, sondern widmete sich auch dem Haushund, indem er Rassen, ihren Nutzen in Jagd und Forst sowie Aspekte der Pflege behandelte. Er setzte sich früh für den Schutz von Fledermäusen und anderen Tierarten ein und gilt damit als Wegbereiter des Naturschutzes. Insgesamt verfasste er rund 90 Schriften, die Naturkunde mit praktischen Anleitungen für Forst- und Tierhaltung verbanden.
Quellenangabe:
Getreue Abbildungen naturhistorischer Gegenstände in Hinsicht auf Bechsteins kurzgefasste gemeinnützige Naturgeschichte des In- und Auslandes: für Eltern, Hofmeister, Jugendlehrer, Erzieher und Liebhaber der Naturgeschichte
Johann Matthäus Bechstein, 1793, Nürnberg Schneider und Weigelschen Kunst- und Buchhandlung

- Der gemeine Spitz an sich ↩︎
- Der gemeine Schäferhund ↩︎
- Naturgeschichte der Stubenthiere, Johann Matthäus Bechstein, Gotha 1807 ↩︎
- Canis familiaris domesticus. Chien de berger et chien loup, Buffon ↩︎
- läufige Hündin – siehe Wörterbuch: https://www.dwds.de ↩︎
https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Matth%C3%A4us_Bechstein
