
Spitz und Mond
Der Spitz bellt den Mond, den strahlenden an,
Den Mond, der doch nie ‚was zu Leid ihm gethan.
„Pfui,“ brummt er, ich hasse Dich bleichen Gesellen,
Du kannst weder knurren, noch beißen, noch bellen,
Du hast weder Beine, noch Ohren, noch Schwanz,
Hast nichts, als das bischen erbärmlichen Glanz,
Bist häßlich, und über und über voll Flecken,
Wahrhaftig, Du solltest Dich lieber verstecken.“
Der Mond, der entgegnet dem Spitzel kein Wort
Zieht schweigend am Himmel, dem nächtlichen fort,
Läßt ruhig sich schelten und schilt ihn nicht wieder,
Da legt denn auch endlich der Spitzel sich nieder.
Doch, wenn er so bös mit dem Pudel gemurrt,
Da hätte der Pudel auch wieder geknurrt,
Dann wäre es sicher zum Beißen gekommen
Und hätte kein friedliches Ende genommen.

Über die Schriftstellerin
Elisabeth Ebeling (1828 – 1905) war eine deutsche Schriftstellerin. Sie veröffentlichte auch unter dem Pseudonym Christa Ling. Ebeling stammte aus einer wohlhabenden Berliner Kaufmannsfamilie und erhielt ihre Ausbildung bei einer Großtante. Gemeinsam mit der Autorin Bertha Lehmann-Filhés schrieb sie zahlreiche Werke, vor allem Kinder- und Jugendbücher sowie dramatisierte Märchen und Rätsel. Ihre ersten Veröffentlichungen erschienen in der „Deutschen Jugendzeitung“ des Herausgebers Christian Julin-Fabricius. Einige ihrer Lustspiele wurden auf Bühnen aufgeführt, und der Komponist Engelbert Humperdinck vertonte mehrere ihrer Texte, darunter auch Wiegenlieder. Zu ihren bekanntesten Büchern gehören Das Geläute (1867), Die Linden-Fee (1868), Mummenschanz (1870), Bienen (1870) und Das goldene Ei (1890). Ihre Werke verbinden märchenhafte Elemente mit moralischer und unterhaltender Erzählweise, was sie zu einer bedeutenden Autorin der Kinder- und Jugendliteratur des 19. Jahrhunderts macht.
Quellenangabe
Vier und zwanzig Fabeln und Gedichte für Kinder.
Elisabeth Ebeling; illustriert von Jean Bungartz, Leipzig 1885, Verlag Twistmeyer