Der Spitz nach Emil llgner (1902)

Kluge und sehr aufmerksame Hunde sind auch die Spitze und die deutschen Pinscher, welche leider durch den stürmischen, quecksilberigen englischen Terrier ziemlich in den Hintergrund gedrängt sind.

Über die Fellfarbe beim Wolfsspitz

Über die Entstehung der Haarfarben hat Beckmann Mitteilungen gemacht. Seiner Ansicht nach ist die natürliche, ursprüngliche Farbe die des grauen Wolfsspitzes mit einer grauen Grundfarbe und graugelben Abzeichen (Markenfarbe). Während bei diesem Hunde Grund- und Markenfarbe ineinander übergehen, sind sie beim schwarzgelben Teckel und beim Blacktan-Terrier scharf abgegrenzt. Die einseitige Steigerung und Ausbreitung der Grundfarbe bedingt die einfarbig braunen und schwarzen Hunde ohne Abzeichen, während sich die einjettige Steigerung und Ausbreitung der hellen Markenfarbe bis zum Verschwinden der dunklen Rumpffarbe bei unseren Bracken und DachsHunden beobachten läßt. (aus Band 1)

Die dunklere Grundfarbe des Wolfsspitzes bezeichnet Beckmann als „Rumpffarbe“ und die hellere der Unterseite und der Abzeichen am Kopf und Hals als „Markenfarbe“. Beim grauen Wolfsspitze erscheint die Abgrenzung zwischen Grund- und Markenfarbe noch ziemlich weich und verschwommen. Scharf tritt dagegen der Kontrast zwischen Rumpf- und Markenfarbe beim schwarzgelbeu Teckel hervor. Hier entsprechen aber die rotgelben Abzeichen bei schwarzer Grundfärbe durchaus den Abzeichen des Wolfsspitzes; sie sind nur durch künstliche Zuchtwahl bis zum Extrem gesteigert und schärfer abgegrenzt. (aus Band 2)

Wie weiße Haare mit zunehmendem Alter verschwinden können, so ist auch deren Entstehung in einem späteren Lebensalter möglich; regelmäßig ist das Auftreten weißer Haare am Kopfe im Greisenalter, doch ist nicht gar selten zu beobachten, daß vereinzelte weiße Haare im dritten bis sechzehnten Monate des Lebens ohne erkennbare Ursache zwischen den Grundhaaren auftreten, wenigstens habe ich diese Beobachtung in mehreren Fällen bei Pudelpointern gemacht. Bei einem selbst aufgezogenen weißen Spitzhunde habe ich einmal an einer handtellergroßen Stelle des Rückens im Alter von acht Monaten hellgelbe Haare auftreten sehen.

Über die Stehohren

Alle Hunde mit Stehohren, Spitze, Schäferhunde ec., auch Wölfe, werden mit hängenden Ohren geboren, und erst allmählich, oft zunächst einseitig, erfolgt das Aufrichten der Behänge. Beim deutschen Schäferhunde sind die kleinen Öhrchen zuerst steif nach hinten getragen, erst nach einigen Tagen fallen sie nach vorn über. Das Aufrichten der Ohren fällt meist mit dem ersten Zahnwechsel zusammen.

Zeichnung von Hans Ströse (München) eines schwarzen Großspitz
Musterform zur Bewachung (Langhaar, Deutscher Spitz) Bild: Ströse

Musterform zur Bewachung – der Deutsche Spitz

Der 30 bis 50 cm hohe, kurze und gedrungene Hund besitzt folgende Eigentümlichkeiten, die ihn zum Wachhunde stempeln:
Die angeborene Wachsamkeit und sein Mißtrauen gegen Fremde. Seine kräftige Körperkonstitution und sein dichtes, langes Haar, das ihn gegen Kälte und Nässe schützt und ein weiches Lager entbehrlich macht. Seine Anhänglichkeit an Haus und Hof. Der hochgewölbte Schädel, die spitze Schnauze, die spitzen Ohren und die hoch angesetzte, gleich an der Wurzel aufwärts und nach Vorn über den Rücken getragene, seitlich abwärts gedrehte Rute verleihen dem Tiere einen kecken Ausdruck. Das Spitzhaar erscheint am schönsten in Weiß, Wolfsgrau und Kohlschwarz.

Die deutschen Spitze.

Von Oberleutnant a. D. Emil llgner, Bad Soden im Taunus.

Der hohe Norden dürfte wohl die Heimat dieser bei uns allgemein beliebten, wenn auch nicht mehr so stark wie früher verbreiteten Hundeart sein, als deren nächste Verwandte der schwedische Elchhund und der Eskimohund gelten. Wahrscheinlich ist der Spitz zur See zu uns gekommen, die deutsche Benennung „Pommer„, die er auch in der Sprache der Franzosen, Engländer und Spanier führt, läßt wenigstens darauf schließen, daß er zunächst nach Pommern eingeführt wurde. Die höchste Popularität der Spitze fiel in jene Zeit, als der Frachtverkehr auf den Landstraßen noch in voller Blüte stand. Mit der Umwälzung der Verkehrsmittel nahm die Verbreitung dieser Hunde ab. Die besten Exemplare finden sich jetzt noch in den westlichen Gegenden Deutschlands, ferner in Belgien und Holland. Ehemals war ein Frachtfuhrwerk, gezogen von stämmigen Dänen mit rotem Tuch oder Dachsschwarte (Dachsfell) am messingverzierten Kummet (Zuggeschirr) und geleitet von den Fuhrleuten im wohlbekannten, blauen, weiß abgesteppten Kittel, derben Schuhen und bis an die ‚Knie reichenden gelben Gamaschen, ohne seinen unzertrennlichen Begleiter, den Spitz, gar nicht denkbar.
Nicht mit Unrecht sagt Brehm, daß der Spitz dasselbe für Haus und Hof bedeute, was der Schäferhund für die Herden. Als Wagenhüter ist er geradezu unübertrefflich. Was Anhänglichkeit und unwandelbare Treue betrifft, so sucht der Spitz seinesgleichen; besonders aufmerksam und lebhaft, ist er gegen Regen und Kälte ganz unempfindlich und sucht sich gewöhnlich im Haus oder Hof da sein Plätzchen aus, wo der Wind am stärksten pfeift. Infolge seines großen Freiheitsdranges qualifiziert er sich nicht sehr als Kettenhund, dagegen ist er seiner Treue und Unbestechlichkeit wegen als umherstreifender Wächter unersetzbar. Durch sein Betragen und Wesen unterscheidet er sich durchaus vom Schäferhunde; abgesehen von der unermüdlichen Wachsamkeit, die beiden Rassen eigentümlich ist, ist der Spitz sonst gerade das Gegenteil von jenem. Stets ist Freund Spitz in Bewegung, so viel wie möglich laut, häufig ein recht unangenehmer Kläffer, dabei bissig, heftig und reizbar.

Schwarzer Spitz "Spitz von der Aue", Foto
Schwarzer Spitz „Spitz von der Aue“

Man beobachte nur mal einen Spitz bei einem Lastwagen; von der Ladung setzt er auf den Bock, von dort auf den Rücken des Pferdes, von da herab auf die Straße und so wieder zurück: das reine verkörperte Perpetuum mobile. Seine Zuneigung zu den Haustieren ist groß, namentlich zu den Pferden, mit denen er oft innige Freundschaft schließt.

Man unterscheidet große und kleine Schläge des Spitzes.
Letztere teilt man in Zwergspitze und Seidenspitze.

Die größeren Spitze kommen in drei Varietäten vor:

1. Der gewöhnliche graue Spitz, häufig auch Wolfsspitz genannt. 2. Der weiße Spitz. 3. Der schwarze Spitz.
Die unterscheidenden Merkmale beschränken sich Vorzugsweise auf diese Färbung, doch ist der gewöhnliche graue Spitz meist gröber und kräftiger gebaut, auch reichlicher und derber behaart als die weißen und schwarzen Spitze.

Die nachstehenden Rassekennzeichen gelten daher für alle drei Arten mit Ausnahme der Farbe:
Die Höhe beträgt 30 bis 45 cm und auch wohl etwas darüber.
Die Behaarung ist reichlich und locker, am Halse eine starke mähnenartige Krause bildend. Kopf, Ohren und Pfoten kurz und dicht behaart.
Der Kopf ist mittelgroß; von oben gesehen, erscheint der Oberkopf hinten am breitesten und verschmälert sich keilförmig bis zur
Nasenspitze. Von der Seite zeigt sich der Oberkopf hoch gewölbt, vor den Augen plötzlich abfallend, die Schnauze spitz, der Nasenrücken
gerade und schmal; doch erscheint die Schnauze des Spitzes von oben eher breit gedrückt als hochkantig; Nasenkuppe rund, klein; Lippen nicht überfallend und keine Falte am Lippenwinkel bildend.
Die Augen sind von Mittelgröße, länglich geformt und etwas schräg gestellt.
Ohren kurz, nahe beieinander, dreieckig zugespitzt, hoch angesetzt und immer aufrecht mit steifer Spitze getragen.
Über Hals und Rumpf ist das Folgende zu bemerken. Infolge der reichlichen Behaarung ist es bei dieser Rasse sehr schwer, die einzelnen Formen genauer zu beurteilen. Bei geschorenen Exemplaren zeigt sich, daß der Spitz meist gut gebaut ist. Hals mittellang, Rücken völlig gerade, Brust vorn tief, seitlich gewölbt und der Bauch nach hinten mäßig aufgezogen.
Die Rute ist mittellang, hoch angesetzt, platt auf den Rücken gebogen und dann seitlich geringelt.
Die Läufe von Mittellänge, sind im Verhältnis zum Rumpfe stämmig und gerade, die hinteren in den Sprunggelenken nur wenig gebogen.
Die Pfoten sind klein, rundlich zugespitzt, mit gewölbten Zehen.
Die Behaarung ist am ganzen Kopfe, an den Ohren, den Pfoten, wie an der Außen- und Innenseite der Vorder- und Hinterbeine kurz, weich und dicht, am ganzen übrigen Körper reich und lang. Das Eigentümliche des Spitzhaares besteht darin, daß es namentlich am
Halse und an den Schultern ringsum locker und gerade vom Körper absteht, ohne gewellt oder zottig zu erscheinen, und daß es sich auf dem Rücken nicht scheitelt. Die größte Länge erreicht das Haar unter dem Halse und an der Rute. Die Hinterseite der Vorderläufe trägt eine stark ausgebildete, nach unten allmählich verlaufende Feder von den Ellenbogen bis zu den Fußgelenken hinunter; an den Hinterläufen reicht die Feder nur bis zu den Sprunggelenken hinab, so daß die Hinterfüße von da bis zu den Sohlen kürzer behaart erscheinen.

Wolfsspitz „Fritz von Scharlachberg".
Wolfsspitz „Fritz von Scharlachberg“.

Beim wolfsgrauen Spitz ist die Farbe einfarbig wolfsgrau, d. h. gelbgrau oder aschgrau mit schwärzlichem Anfluge der einzelnen Haarspitzen; an der Schnauze und der Umgebung der Augen, an den Läufen, dem Bauche und der Rute heller graugelb und weißlich gefärbt und zwar in ähnlicher Ausdehnung wie die bekannten Abzeichen der Dachshunde, jedoch weit unbestimmter und farbloser.

Der weiße Spitz soll rein kreideweiß erscheinen, ohne jenen gelblichen Anfing, welcher namentlich an den Ohren häufig auftritt. Die Behaarung des schwarzen Spitzes muß auch im Grunde, ebenso die Haut dunkel gefärbt sein und auf der Oberfläche als glänzendes blauschwarz ohne alle weißen oder farbigen Abzeichen erscheinen.

Bei allen drei Spitzformen müssen Nägel und Nase schwarz, die Augen dunkelbraun gefärbt sein.
Als Fehler sind bei den Spitzen zu betrachten: Zu stumpfe Schnauze und flacher Oberkopf, zu lange oder nicht völlig steif gestellte, oder gar nach vorn oder seitlich überschlagende Ohren, eine nicht dicht am Körper liegende, sondern hoch getragene oder hängende Rute, wellenförmige, auf dem Rücken gescheitelte Behaarung. Beim grauen Spitze sind eine auffällige schwarze Gesichtsmaske und schwarze Flocken auf den Vorderfüßen (Daumenmarken), wie überhaupt alle schwarzen und weißen Abzeichen fehlerhaft; ebenso soll der Weiße wie der schwarze Spitz durchaus einfarbig weiß bzw. schwarz und frei von allen Abzeichen und Flocken sein. Fleischfarbene Nasen und helle Augen sind immer fehlerhaft.

Züchter: Fritz Reimann Elberfeld, Karl Wolfsholz jr. Elberfeld u. a. mehr.


Quellenangaben

Aus dem Buch: Unsere Hunde – Form und Leben des Hundes (Dr. August Ströse) Neudamm 1902

Band 1

Band 2

Unter Mitwirkung von: Oberforstmeister Graf Bernstorff in Hinrichshagen, Dr. med. G. Broesike in Halensee, Tiermaler J. Bungartz in Lechnich), Tierarzt Diffiné in Rüsselsheim a. M., Direktor Z. Gehrig in Mannheim, Oberleutnant a. D. E. Ilgner in Bad Soden i. Taunus, E. v. Otto-Kreckwitz in Amalienburg b. Gmund am Tegernsee, Revierförster Lutz in Seedorf b. Genthin, Bürgermeister Jos. Sittig in Bad Königstein i. Taunus, Kunstmaler Hans Ströse in München. Dr. med. Waszily in Kiel, bearbeitet von Dr. August Ströse in Berlin Halensee

Titel: Unsere Hunde Band 1
Titel: Unsere Hunde Band 2



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