Der Spitz ist eine Hundeform, der wir bei den Kulturvölkern schon in der ältesten Zeit begegnen; so kannten ihn die Ägypter, später die Griechen und Römer bereits in verschiedenen Abarten. Der Grundtypus ist jedoch jahrtausendelang derselbe geblieben.
Auch seine Vorfahren lassen sich sehr weit zurück verfolgen. Sein Stammvater ist der Pfahlbautenspitz, Torfspitz, der in der Steinzeit den Pfahlbautenbewohnern als Haushund diente. Ob dieser auch jagdliche Verwendung fand, läßt sich nicht sagen, jedenfalls beweisen die zahlreichen eingeschlagenen Schädel, daß er, wie heute noch in Mittelasien der Tschau und der Battakspitz auf Sumatra, nebenbei als Nahrung diente.

Der Spitz ist als Haushund über ganz Europa und Asien verbreitet und in Deutschland wohl die populärste Hunderasse, namentlich auf dem Lande. Sein spezieller Beruf ist es, Wächter des Hauses zu sein; ebenso unzertrennlich wie mit diesem ist er mit dem Wagen verbunden, der für fahrende Leute ja häufig genug zugleich das Haus ist. Auch die Weingärtner benützen mit Vorliebe die Wachsamkeit des Spitzes oder, wie er in Süddeutschland gewöhnlich genannt wird, des Spitzers, zum Behüten der Weinberge. Sonderbar ist es, daß trotz der großen Beliebtheit dieses Hundes verhältnismäßig nur wenige sportsmäßige Züchter esistieren. Der Grund mag der sein, daß auf dem Lande und in der Stadt der Bedarf des gewöhnlichen Mannes durch die „wilde Zucht“ ersetzt wird, die Tausende von spitzartigen Hunden hervorbringt. Schon um 1450 wird der „Spitzhundt“ erwähnt, 1800 der „Spitz- oder Fuchshund„, 1838 der Spitz, canis pommeranus, chien pomérien. The pomerian-Wolf-Dog, welche Bezeichnung als „Pommer“ noch vielfach auf dem Lande angewendet wird. Die hervorragendste Eigenschaft des Spitzes ist seine enorme Wachsamkeit, unterstützt durch äußerst scharfe Sinne, sowie seine große Lebendigkeit, sein munteres Wesen. Er kommt in drei Varietäten vor: grauer Spitz oder Wolfsspitz, weißer Spitz und schwarzer Spitz; außerdem in Zwergformen.
Über den Autor
Fritz Bergmiller (1875–1930) war ein deutscher Forstmann, Jagdschriftsteller und Redakteur. Geboren wurde er am 16. April 1875 auf Schloss Taxis bei Dischingen in Württemberg. Nach seinem Studium an der Forstlichen Hochschule Aschaffenburg trat er in den bayerischen Forstdienst ein und diente später im Ersten Weltkrieg als Leutnant im Landsturm-Bataillon Rosenheim. Neben seiner forstlichen Laufbahn machte er sich einen Namen als Fachautor in der Jagdliteratur und war Chefredakteur der Zeitschrift Der Deutsche Jäger. Zu seinen bekanntesten Werken zählt das Buch „Unsere Hunde“ (1921), in dem er praktische Hinweise zur Haltung, Ausbildung und jagdlichen Nutzung von Hunden gibt. Bergmiller starb am 14. Mai 1930 in Rosenheim und hinterließ ein vielfältiges Werk, das ihn als sachkundigen Vertreter der jagdlichen Schriftstellerei im frühen 20. Jahrhundert auszeichnet.
Quellenangabe:
Aus dem Buch: Unsere Hunde. Ihre Eigenschaften, Aufzucht, Pflege und Rassen, Fritz Bergmiller, Stuttgart 1922
