Cäsar & Minka – Hundehändler im großen Stil

Racehundezüchterei und -handlung edelster Racehunde

Die Geschichte der Stadt Zahna, insbesondere ihre Entwicklung im 19. Jahrhundert, ist untrennbar mit dem Aufstieg eines bemerkenswerten Unternehmens verbunden: Cäsar & Minka. Dieser Name stand nicht nur für eine renommierte Rassehundezüchterei und -handlung edelster Rassehunde, sondern auch für einen Hunde-Großhändler, der seine Geschäfte strategisch am Bahnhof Zahna (Wittenberg) betrieb und dort auch Ausstellungen veranstaltete.

Die Bedeutung des Standortes Zahna für Cäsar & Minka manifestierte sich ab 1841, als die Stadt einen eigenen Bahnhof an der neu errichteten Eisenbahnstrecke Berlin–Dessau–Köthen erhielt. Diese verkehrstechnische Anbindung war ein entscheidender Faktor für die industrielle Entwicklung Zahnas im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts und bot gleichzeitig die ideale logistische Grundlage für den überregionalen Handel von Cäsar & Minka.

Aus dieser Ära stammt auch der lokale Beiname „Hundezahna“, der auf die weltbekannte Rassehundezüchterei „Cäsar und Minka“ zurückgeht. Das Unternehmen legte seinen Grundstein mit der 1868 in Zahna gegründeten Hundeschule Cäsar und Minka 1

Die Bekanntheit von Cäsar & Minka reichte weit über die regionalen Grenzen hinaus. In ihren Anzeigen bezeichneten sie sich stolz als Lieferanten des Deutschen Kaisers, des Kaisers von Russland und weiterer königlicher und fürstlicher Höfe. Diese Behauptung war nicht unbegründet, wie der Ankauf des „Reichshundes Tyras“, einer Ulmer Dogge, im März 1889 bei Cäsar & Minka eindrucksvoll belegt.

Anzeige aus 1895, „Tyras II“ von Otto von Bismarck

In einem Artikel aus „Die Gartenlaube“ (1872) berichtete der Autor Heinrich Leutemann von seinem Besuch beim Fabrikbesitzer Adolf Heinrich August Bergmann an seinem Hofe in Waldheim folgendes:

„Gleich einem Rudel wilder Thiere bewegten sich die Hunde durcheinander; alle löwengelb von Farbe, Cäsar, außer durch seine Größe hervorragend, noch ausgezeichnet durch das lebhaftere Gelb und die glänzend schwarze Endfärbung seines lockigen seidenweichen Haares; Minka, die Hündin, dem Riesen Cäsar an Größe und Färbung zwar nachstehend, dafür aber, wie das ihrem Geschlecht geziemt, elegant in der Form und von weit größerer Behendigkeit und Schnelligkeit, während die drei jungen halberwachsenen Hunde, welche vorläufig, wenn ich nicht irre, noch ohne Namen herumliefen, sich in jener Uebergangsperiode von der Kindheit zur Reife befanden, in welcher der Mensch oft recht unleidlich ist, die aber hier weder Hunde noch Umgebung genirte.“

Zu dieser Zeit wurden die besonders großen Hunde (Molosser) als „Berghunde“ und auch „Alpenhunde“ bezeichnet. Die Exemplare von Herrn Bergmann hatten nach einer Announce bis zu 86 cm (Rüde) und wogen um die 145 Pfund (über 65 kg).

Cäsar und Minca Anzeige
Cäsar und Minca Anzeige

Der Berghund oder Alpenhund – ein Leonberger

Diana - Risenberghündin von Heinrich Bergmann
Diana – Risenberghündin von Heinrich Bergmann

Der eigentliche Rasse-Begründer der Leonberger, Heinrich Essig (180-1889) aus Stuttgart, hatte große Bestrebungen. Er kreuzte eine Landseer Hündin (damals noch Neufundländer) mit einem Bernhardiner-Rüden 2 um den Grundstein für den Leonberger zu setzen. Später wurden auch Pyrenäenberghunde eingekreuzt. Von Essig ist bekannt, dass er 1835 mit der Zucht dieser Rasse begann. Er verkaufte mehrere hunderte Hunde zu Spitzenpreisen weltweit.

A. H. A. Bergmann beteiligte sich an der Weiterentwicklung der Leonberger enorm. Er war der Züchter des stattlichen 80 kg schweren Leonberger Rüden „Cäsar“ und der Hündin „Minka„, welche zum Namensgeber des Unternehmens Cäsar & Minka wurden.

Adolf Heinrich August Bergmann und die Geschichte seines Imperiums

A. H. A. Bergmann (1799-1858) begann 1823 relativ klein mit einer Materialwarenhandlung, erweiterte diese um eine Essigbrennerei und eine Schokoladenfabrik. Es folgte der Vertrieb von Rauch- und Schnupftabak und die Eröffnung einiger Filialen für den Verkauf der Produkte. Sein Fokus lag auf die Herstellung von Artikeln des alltäglichen Gebrauchs mit gutem Absatz.

1851 gründete er die Fabrik zur Bereitstellung chemischer Düngemittel in Waldheim. Nur wenige Jahre später wechselte der Schwerpunkt auf Körperhygiene-Artikel und es wurde Zahnseife (Rosodont), Feinseife und flüssige Haarseife (Shampoo) produziert.

Der jüngste Sohn H. Richard Bergmann sowie dessen Enkel A. Heinrich Richard Bergmann übernahmen 1872 sämtliche Grundstücke und gründeten 1889 die Waldheimer Parfümerie- und Toilettenseifenfabrik A.H.A. Bergmann zu Ehren des verstorbenen A. H. A. Bergmann.

Der Enkel Heinrich Richard Bergmann erhält 1919 alle Vollmachten über Grundstücke und Fabriken. Der heute noch bekannte und geführte Markenname „Florena“ (damals ein Talkum-Puder) wird im Münchner Reichspatentamt im April 1920 registriert.

Werbetafel für das Unternehmen Bergman & Co Parfümerie Fabrik
Chromolithografie um 1900, Berlin

Zwei Jahre später wurde der Name in Waldheimer Parfümerie- und Feinseifenfabrik A.H. A. Bergmann umbenannt. Das Geschäft lief sehr gut, die Wirtschaftskrise schmälerte den Umsatz und die Qualität der Produktion. Mit dem zweiten Weltkrieg, wurde die Fabrik durch die Sowjetunion beschlagnahmt, produzierte aber für diese weiter. 1946 wird das Unternehmen per Volksentscheid enteignet und privatisiert. Bis heute steht die Produktion nicht still, sie ist inzwischen Eigentum der Florena Cosmetik GmbH als Tochtergesellschaft der Beiersdorf AG.

Diese Entwicklungsgeschichte ist insofern relevant, da Bergmann die Industrialisierung und das starke wirtschaftliche Interesse nicht nur im Bereich seines Familienunternehmens intensiv voranbrachte und ausdehnte. Der gleiche Gedanke wurde auf den Hundeverkauf übertragen. Es entstand eine Art riesiger Hundemarkt.

Der direkte Verkauf und Ausstellungsfläche der „edelsten Racehunde“ fand am Bahnhof Zahna, Landkreis Wittenberg statt, zwischen Jessen und Schweinitz an der damaligen Falkenberger Eisenbahn.

Genannt wurde der Züchter Bergmann selbst nicht in den Anzeigen. Wie viele andere war er nur ein „Produzent“ für das Unternehmen, jedoch Inhaber des Namensgebers Cäsar & Minka.

Zahlreiche Werbung und ein wachsendes Angebot

Caesar & Minca erweiterte sein Angebot: Neben dem Handel und Versand von Hunden umfassten weitere Produkte wie Hundefutter (u.a. Hundekekse 3) oder Tierarzneimittel für die Heimapotheke.

Diese wurden flächendeckend durch Anzeigen in Zeitschriften und Magazinen beworben. Ergänzend dazu publizierte das Unternehmen im Eigenverlag zwei Fachbücher über Hunderassen und Ratgeber zu Hundekrankheiten und deren Behandlung – nicht zuletzt um die eigenen Produkte zu verkaufen. Ein gut durchdachtes Marktangebot zur damaligen Zeit. Dafür tauchten Friedrich Otto und Carl Zorn als Miteigentühmer auf.

Nachfolgend einige Anzeigen der weltberühmten Hundezüchterei Cäsar & Minka.

Wie aus den Anzeigen zu entnehmen ist, wurden sämtliche Hunderassen angeboten, darunter auch der Spitz, damals gebräuchlicher als „Spitzer“ bezeichnet, „Seidenspitzer“ und sogenannte „Löwenspitzer„.

Treibjagd-Veranstaltung der Firma Cäsar & Minka

Eine Veranstaltung für den Jagdhunde-Verein 1909 4 bei der auf Zahnaer Flur 163 Hasen erlegt wurden:

Bücher von Caesar & Minka

Otto Friedrich schrieb das Buch: Des edlen Hundes – Aufzucht, Pflege, Dressur und Behandlung seiner Krankheiten. (1889) 5

Buch: Aufzucht, Pflege, Dressur und Behandlung seiner Krankheiten
Des edlen Hundes Aufzucht, Pflege, Dressur und Behandlung seiner Krankheiten

Ein Mitinhaber und der technischer Leiter von Caesar & Minka, Carl Zorn, verlegte das Buch:
Der Hundefreund. Ein Ratgeber bei Aufzucht und Pflege des Hundes und bei Behandlung seiner Krankheiten (1902):

Der Hundefreund von Carl Zorn
Der Hundefreund von Carl Zorn
Seiten aus Buch "Der Hundefreund" Carl Zorn
Seiten aus „Der Hundefreund“


Quellen:

  1. https://www.mz.de/lokal/jessen/vortrag-von-hunde-zahne-und-krahen-zahna-1215418 ↩︎
  2. https://www.leonberger-heiligenhaus.de/der-leo.html ↩︎
  3. Der Deutsche Vereins-Hundekuchen – Artikel über die Entwicklung von Uwe Spiekermann ↩︎
  4. Hallesche Zeitung, Landeszeitung für die Provinz Sachsen, für Anhalt und Thüringen 05.12.1909 ↩︎
  5. Vollständiges Buch online: Des edlen Hundes Aufzucht, Pflege, Dressur und Behandlung seiner Krankheiten ↩︎



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