George Stubbs: Meister der Tiermalerei und Anatomie
George Stubbs (1724–1806) war ein herausragender englischer Maler, Kupferstecher und Anatom, dessen Werk die europäische Kunst des 18. Jahrhunderts maßgeblich prägte. Geboren in Liverpool, erlangte Stubbs internationale Anerkennung als einer der bedeutendsten Tiermaler seiner Zeit, wobei sein Fokus insbesondere auf der Darstellung von Pferden lag. Seine tiefgreifenden Kenntnisse in der Anatomie, die er auch als Dozent für menschliche und tierische Anatomie am Krankenhaus von York vermittelte, bildeten die Grundlage für die bemerkenswerte Präzision und Lebensechtheit seiner Darstellungen.
Im Jahr 1782 fertigte Stubbs eine Studie an, die John Christian Santhague porträtiert. Santhague wird als Gentleman des Gefolges von George IV. dargestellt und es wird vermutet, dass er für die Ausbildung der königlichen Hunde verantwortlich war. Obwohl die genaue Rasse der auf diesem Bild abgebildeten Hunde nicht dokumentiert ist, ist ein weißer Großspitz auf der rechten Seite des Gemäldes erkennbar:

König George IV., der zeitlebens eine besondere Zuneigung zu Tieren hegte, besaß unter seinen Hunden auch den schwarz-weiß gescheckten Großspitzrüden „Fino“. Diesen ließ er gemeinsam mit seinem Spaniel „Tiny“ um 1790 von George Stubbs in einem Ölgemälde festhalten:

Als Prinz und späterer Prinzregent war George IV. für seinen Charme und seine umfassende Förderung der Künste, des Sports und der Mode bekannt. Sein extravagantes Leben, das von zahlreichen Affären und hohen Schulden geprägt war, führte paradoxerweise zu einer bedeutenden Anzahl herausragender Kunstwerke. Zwischen 1790 und 1793 gab er dreizehn Gemälde bei Stubbs in Auftrag, darunter ein weiteres, das den Großspitz Fino zeigt.

Der Phaeton, ein leichter, offener Zweispänner, galt als das Sportwagen-Äquivalent seiner Zeit und war auch als „Herrenkutsche“ bekannt. Dieses Fahrzeug, oft mit Verdeck ausgestattet, wurde nicht von Bediensteten, sondern vom Eigentümer selbst gelenkt. Zeitgenössische Darstellungen zeigen, dass dieser Inbegriff britischen Industriedesigns als Höhepunkt der Mode und Symbol eines „schnellen Lebensstils“ angesehen wurde.
In einem von Stubbs‘ Gemälden wird die Kutsche des Prinzen von zwei prächtigen Rappen gezogen, deren Fell und Geschirr farblich perfekt auf die Kutsche abgestimmt sind. Der sonst erwartete Pomp des Prinzen weicht hier der Eleganz eines Modemanns. Die Szene strahlt eine stille Würde aus, die jedoch durch eine dynamische Interaktion unterbrochen wird: Der korpulente Kutscher wird durch den Spitz Fino gestört, der auf eines der Pferde zuspringt und es erschreckt zurückweichen lässt.
Diese lebendige Darstellung verleiht dem Gemälde eine besondere Note und zeigt die enge Beziehung des Prinzen zu seinen Tieren.
Quellen:
https://www.rct.uk/collection/search#/1/collection/400994/the-prince-of-waless-phaeton