Ein Blick in die Hundewelt des 18. Jahrhunderts – Der Pomeranian im „Sportsman’s Cabinet“
Der nachfolgende Textauszug stammt aus dem Werk The Sportsman’s Cabinet, das im frühen 19. Jahrhundert in England erschien. Herausgegeben wurde es von William Taplin, einem renommierten Tierarzt und Schriftsteller seiner Zeit, der sich insbesondere auf die Pflege und Haltung von Pferden und Hunden spezialisierte. Taplin war bekannt für seine praxisnahen und teils unverblümten Einschätzungen, die heute nicht nur tierhistorisch, sondern auch kulturgeschichtlich aufschlussreich sind.
The Sportsman’s Cabinet, erschienen 1804, war eine sparsam illustrierte Enzyklopädie rund um Jagd, Sport und Tierpflege. Es gilt als eines der frühesten umfassenden Werke über Hunde in englischer Sprache und dokumentiert die damaligen Vorstellungen, Vorlieben und Bewertungen unterschiedlicher Hunderassen – oft aus einer Perspektive, die heutige Leser durchaus schmunzeln lässt.

Original-Auszug in Englisch
POMERANIAN; or, WOLF-DOG.
THE dog so called in this country is but little more than eighteen or twenty inches in height, and is distinguished by his long, thick, and rather upright coat, forming a most tremendous ruff about the neck, but short and smooth on the head and ears ; they are mostly of a pale yellow, or cream-colour, and lightest on the lower parts. Some are white, some few black, and others but very rarely spotted ; the head broad towards the neck, and narrowing to the muzzle ; ears short, pointed, and erect ; nose and eyes mostly black ; the tail large and bushy, invariably curled in a ring upon the back. Instances of smooth, or shortcoated ones are very rarely seen ; in England he is much more familiarly known by the name of fox-dog, and this may originally have proceeded from his bearing much affinity to that animal about the head ; but, by those who in their writings describe him as a native of Pomerania, he passes under the appellation of the Pomeranian-dog.
In general opinion, as a house-dog, he is held but in slender estimation, being by nature frivolous, artful, noisy, quarrelsome, cowardly, petulant, and deceitful, snappish and dangerous to children, without one predominant property of perfection to recommend him. This breed of dogs are common in Holland, and have been occasionally introduced as a hieroglyphic by the caricaturist partizans of the House of Orange (in opposition to the pug) to ridicule the patriots in their political disputes. There is this peculiarity in the coat of this dog, his hair, particularly the ruff about his neck, is not formed of hairs calculated to form the surpentine, or line of beauty, but is simply a semicircle, which, by inclining the same way in large masses, give him a respectable and attracting appearance ; and, although they do not betray so great a degree of fondness and affection for their owners as some others of the species, yet they are not to be readily, or easily seduced. The largest of these dogs are used for draught in different countries, and it may, with well-founded reason, be presumed, that to these, or a race somewhat similar, be attributed Tooke’s account of dogs in his View of the Russian empire.
Deutsche Übersetzung
Der Pomeranian oder Wolfsspitz (Wolfshund)
Der in Großbritannien als Pomeranian bezeichnete Hund ist eine kleinere Varietät, die eine Schulterhöhe von etwa 45 bis 50 cm erreicht. Charakteristisch für diese Rasse ist das dichte, lange und leicht aufstehende Fell, das besonders am Hals eine beeindruckende Mähne – auch „Kragen“ genannt – bildet. Im Gegensatz dazu ist das Fell an Kopf und Ohren kurz und glatt. Die Farbpalette reicht von blassem Gelb bis Creme, wobei die Unterseite meist heller ist. Es existieren auch rein weiße oder schwarze Exemplare, gescheckte Varianten sind hingegen selten.
Die Kopfform des Pomeranians ist zum Hals hin breit und verjüngt sich zur Schnauze hin deutlich. Die Ohren sind klein, spitz und aufrecht stehend. Nase und Augen sind in der Regel schwarz. Auffällig ist der stark behaarte, buschige Schwanz, der stets über dem Rücken eingerollt getragen wird – ein typisches Merkmal der Spitzhunde.
Kurzhaarige oder glatthaarige Vertreter dieser Rasse sind äußerst selten. In England ist der Pomeranian auch unter dem Namen Fox-Dog (Fuchshund) bekannt, was auf die äußerliche Ähnlichkeit des Kopfes mit dem eines Fuchses zurückzuführen ist. Der Begriff Pomeranian Dog geht auf die geographische Herkunft der Rasse zurück: Pommern, eine Region im heutigen Nordostdeutschland und Polen.
In der allgemeinen Wahrnehmung galt der Pomeranian historisch nicht als idealer Haushund. Zeitgenössische Beschreibungen werfen ihm Eigenschaften wie Launenhaftigkeit, Lautstärke, Streitlust, Feigheit und eine gewisse Hinterlist vor. Insbesondere im Umgang mit Kindern wurde er als wenig verlässlich eingeschätzt. Diese negative Bewertung spiegelt allerdings eher die subjektiven Einschätzungen des 18. und 19. Jahrhunderts wider als heutige kynologische Standards.
In Holland war der Pomeranian häufig zu sehen und wurde dort zeitweise sogar als politisches Symbol verwendet: Karikaturisten, die der oranischen Dynastie nahestanden, stellten ihn in Anspielung auf politische Gegner dem Mops – dem „Hund der Patrioten“ – entgegen.
Besonders bemerkenswert ist die Struktur des Fells. Die langen Haare, insbesondere im Halsbereich, verlaufen nicht in eleganten, geschwungenen Linien, wie es bei anderen Rassen der Fall ist, sondern in gleichmäßigen, halbkreisförmigen Bögen, die dem Hund ein imposantes und auffälliges Erscheinungsbild verleihen.
Obwohl der Pomeranian in seinem Verhalten oft weniger anhänglich als andere Hunderassen erscheint, zeigt er dennoch eine gewisse Loyalität gegenüber seinem Besitzer und lässt sich nur schwer von Fremden beeinflussen. In manchen Regionen – insbesondere in Osteuropa – wurden größere Vertreter dieser Rasse sogar als Zugtiere eingesetzt. Es ist gut möglich, dass sich die Beschreibung der Schlittenhunde in Tookes „View of the Russian Empire“ auf diese oder eine ähnliche Rasse bezieht.