Der Spitz in „Der Frieder und das Katherlieschen“

Das Märchen „Der Frieder und das Katherlieschen“ stammt von den Brüdern Grimm und wurde erstmals 1819 in der zweiten Auflage ihrer Sammlung „Kinder- und Hausmärchen“ veröffentlicht.

Die Geschichte handelt von einem gutmütigen Mann namens Frieder und seiner einfältigen, aber willensstarken Frau Katherlieschen. Sie lebt in einer einfachen Welt und trifft oft unüberlegte Entscheidungen, was zu zahlreichen Missverständnissen und komischen Situationen führt. Ihre naive Logik und ihr fehlendes Gespür für praktische Alltagsaufgaben führen wiederholt zu absurden Vorfällen. Das Märchen zeigt auf satirische Weise, wie gutgemeinte, aber unbedachte Handlungen in Chaos münden können. Es spiegelt eine bäuerlich-ländliche Welt wider und betont die Gegensätze zwischen praktischer Vernunft und naiver Einfalt.

Katherlieschen und Spitz illustriert von Otto Schubert 1954 
Spitz illustriert von Otto Schubert 1954 

Ein charakteristisches Element des Märchens ist der Spitz, welcher dem Katherlieschen die Wurst aus der Pfanne klaut und damit über den Acker entkommt:

Als nun die Essenszeit herbeirückte, holte sie eine Wurst aus dem Schornstein, tat sie in eine Bratpfanne, legte Butter dazu und stellte sie übers Feuer. Die Wurst fing an zu braten und zu brutzeln, Katherlieschen stand dabei, hielt den Pfannenstiel und hatte so seine Gedanken. Da fiel ihm ein: Bis die Wurst fertig wird, derweil könntest du ja im Keller den Trunk zapfen. Also stellte es den Pfannenstiel fest, nahm eine Kanne, ging hinab in den Keller und zapfte Bier. Das Bier lief in die Kanne und Katherlieschen sah ihm zu. Da fiel ihm ein: Holla, der Hund oben ist nicht beigetan, der könnte die Wurst aus der Pfanne holen, du kämst mir recht. Und im Hui war es die Kellertreppe hinauf. Aber der Spitz hatte die Wurst schon im Maul und schleifte sie auf der Erde mit sich fort. Doch Katherlieschen, nicht faul, setzte ihm nach und jagte ihn ein gut Stück ins Feld; aber der Hund war geschwinder als Katherlieschen, ließ auch die Wurst nicht fahren, sondern über die Acker hinhüpfen. „Hin ist hin!“ sprach Katherlieschen, kehrte um, und weil es sich müde gelaufen hatte, ging es hübsch langsam und kühlte sich ab.

Katherlieschen und Spitz illustriert von Hermann Vogel (ca 1910)
Katherlieschen und Spitz illustriert von Hermann Vogel (ca 1910)

Der Frieder und das Katherlieschen erzählt von Tandaniel der Geschichtenweber

Hermann Vogel

Über den Illustrator Hermann Vogel

Hermann Vogel (1854–1921) war ein deutscher Illustrator und Maler aus Plauen im Vogtland, der vor allem durch seine Arbeiten im Bereich der Buchillustration bekannt wurde. Nach einem abgebrochenen Jurastudium begann er 1874 ein Kunststudium an der Dresdner Kunstakademie, das er jedoch ebenfalls nicht abschloss. Stattdessen entwickelte er seinen Stil autodidaktisch weiter und unternahm unter anderem eine Studienreise nach Italien. Vogel spezialisierte sich auf die Illustration von Märchen- und Jugendliteratur und arbeitete für bedeutende Verlage wie den Otto-Spamer-Verlag sowie Braun & Schneider in München. Besonders bekannt wurden seine fantasievollen und detailreichen Illustrationen zu Märchen der Brüder Grimm, zu Ludwig Bechsteins Märchensammlungen sowie zu Sagenstoffen wie dem „Fliegenden Holländer“. Seine Werke verbinden oft Humor, Satire und eine hohe erzählerische Dichte, was ihm große Popularität einbrachte. Ab 1887 lebte Vogel in Loschwitz bei Dresden, später ließ er sich dauerhaft in Krebes nieder, wo er sich ein Atelierhaus errichtete. Er war Mitbegründer der Deutschen Künstlergesellschaft und gilt als bedeutender Vertreter der Buch- und Märchenillustration der Jahrhundertwende.

Weitere Illustrationen mit Spitz von Hermann Vogel

Aus: Die kluge Else
Aus: Der Hund und der Sperling (Fuhrmann)
Weihnachten in Wiedersberg (1954)
Otto Schubert 1918

Über den Maler Otto Schubert

Otto Schubert (1892 – 1970) war ein bedeutender deutscher Maler, Grafiker und Illustrator des späten Expressionismus. Nach seinem Studium an der Kunstgewerbeschule Dresden (1906–09) arbeitete er als Bühnenmaler am Hoftheater Dresden, führte anschließend ein Studium an der Kunstakademie bei Emanuel Hegenbarth fort und wurde Meisterschüler bei Otto Gussmann und Otto Hettner, wofür er den Großen Staatspreis erhielt. 1919 war er Mitbegründer der Dresdner Sezession Gruppe 1919, gemeinsam mit Künstlern wie Otto Dix und Conrad Felixmüller. Er wurde von Julius Meier-Graefe für die Münchener Marées-Gesellschaft entdeckt, für die er zahlreiche Illustrationen fertigte, u. a. zu Grimms Märchen, Reinecke Fuchs und dem „Bilderbuch für Tyll und Nele“. Viele seiner Druckgrafiken gingen im Zweiten Weltkrieg verloren – Druckstöcke, Platten und Druckauflagen wurden bei Luftangriffen zerstört. Nach dem Krieg arbeitete Schubert freischaffend in Dresden, war Mitglied des Verbands Bildender Künstler der DDR und lebte bis zu seinem Tod in Dresden-Wachwitz


Quellenangaben:

Kinder- und Hausmärchen, gesammelt durch die Brüder Grimm, illustriert von Hermann Vogel, München, Verlag Braun u. Schneider 1910

Zeitschrift „Landesverein Sächsischer Heimatschutz“ erschienen 01.10.1921: Hermann Vogel dem Malerpoeten des Vogtlandes zum Gedächtnis, von Karl Rödiger, Plauen i. V.



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